Gemeinde Leipheim

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Leipheim, die Güssenstadt

Von der Gründung bis zur Stadterhebung

Vermutlich zwischen 500 und 550 nach Christus, als weite Teile Mitteleuropas vom Ostgotenkönig Theoderich dem Großen beherrscht wurde, gründeten Alemannen den Ort Leipheim. Im Jahre 1063 siegelt der Ritter Gumprecht de Liebheim eine Schenkungsurkunde und 70 Jahre später ein Adelbero von Libheim die Übertragungsurkunde eines Gutes an die Abtei St. Ulrich und Afra in Augsburg. Dies bedeutet, daß bereits um die Mitte des 11. Jahrhunderts eine Burg nordöstlich des Dorfes Leipheim stand, die den wichtigen Donauübergang zu sichern hatte.

Im Jahre 1225 bestätigt Papst Honorius III. dem Abt von Elchingen Besitzungen, die bereits unter seinen Vorgängern, den Päpsten Calix II. und Innozenz II. an das Kloster Elchingen kamen. Darunter auch "in Leipheim die Kirche des hl. Veit". Somit war die Leipheimer Pfarrkirche St. Veit samt großem Grundbesitz spätestens seit 1143 im Besitz des Klosters Elchingen.

Dem Ortsadel der Güssen begegnen wir 1267 mit  Gerwig I. Er war wohl der erste Güsse, der Leipheim in Besitz hatte. Noch heute existiert die Hospitalstiftung zum Heiligen Geist, die schon 1315 von den Güssen gegründet und 1368 an die Stadt übertragen wurde.

Am 17. November 1330 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer Leipheim formell die Eigenschaft einer Stadt mit allen Rechten - wie sie Ulm bereits hatte - und erlaubte, die Oberstadt mit Mauern zu befestigen.

Vom Bauernkrieg zur Neuzeit

Ab 1373 zwangen wirtschaftliche Gründe die Güssen ihre Stadt Leipheim nach und nach an den Grafen von Württemberg zu verkaufen. Ulrich V., Graf von Württemberg, wiederum verkaufte Leipheim im Jahre 1453 um 23.300 Rheinische Gulden an Ulm. Leipheim gehört nun bis 1802, also fast 350 Jahre, zum Gebiet der Freien Reichsstadt Ulm.

Leipheim war damals ein blühendes Landstädtlein mit 1.000 bis 1.250 Einwohnern, die vom Ackerbau, der Handweberei, dem Flachs- und Hopfenanbau gut lebten.

50 Jahre später sah dies jedoch anders aus. Durch Anordnung des Ulmer Rats durften die ländlichen Weber ab 1512 nur noch einen statt bisher zwei oder drei Webstühle betreiben. Dies bedeutete für die Leipheimer Weber eine gewaltige Einkommenseinbuße. Bereits 1513 baten die Leipheimer ihre Ulmer Herren um Steuernachlaß, da sie ihre Steuern nicht mehr im bisherigen Umfang bezahlen konnten. So reihten sich auch die Leipheimer in die große Zahl der unzufriedenen Bauern ein, die die Wiederherstellung ihrer guten alten Rechte forderten, um ihre Lebensverhältnisse zu verbessern. Der Zulauf zum Leipheimer Bauernhaufen war groß. Es waren zwischen 4000 und 5000 Bauern, die sich am 4. April 1525 dem Heer des Schwäbischen Bundes entgegen stellten - und geschlagen wurden. Wohl 1000 Bauern wurden erschlagen, erstochen oder in der Donau ertränkt; die Rädelsführer, unter ihnen der Pfarrer Jakob Wehe, geköpft. Die Forderungen der Bauern wurden in ihrem eigenen Blut ertränkt.

Hundert Jahre später, im Dreißigjährigen Krieg, musste wieder ein hoher Blutzoll gezahlt werden. 1634, nach der Schlacht bei Nördlingen, flohen die wenigen verbliebenen Einwohner Leipheims nach Ulm. Die siegreichen kaiserlichen Truppen plünderten und brandschatzten das verlassene Städtlein.
Der Fleiß der Leipheimer brachte die Stadt jedoch bald wieder zu Wohlstand. In 73 Versen seiner Lobrede schildert im Jahre 1725 Pfarrer Johann Wilhelm Diez Leipheim als Gemeinde mit 1500 Seelen "wovon man nicht eine betteln sieht und kein Kind der Hunger quält."
Nach der großen Hungersnot 1816/17 wird im Jahre 1818 das Leipheimer Kinderfest als Erntedankfest gestiftet und bis heute, jeweils am 2. Wochenende im Juli, gefeiert.

Mit dem Bau der Eisenbahn erhält Leipheim 1853 einen Bahnhof an der Hauptstrecke Ulm - Augsburg. 1937 wird der Leipheimer Abschnitt der neuen Autobahn mit der Brücke über die Donau fertig gestellt. Im gleichen Jahr wird der Fliegerhorst Leipheim gebaut. Von dessen Rollbahnstartet am 18. Juli 1942 das erst Strahlflugzeug, die Me 262, zum Jungfernflug. Hier wurden auch die größten Lastenflugzeuge jener Zeit, die Me 321/323, die "Giganten", gebaut.

Leipheim heute

Mit dem Zuzug von rund 900 Heimatvertriebenen gewann Leipheim nach dem 2. Weltkrieg an Einwohnern und an Prosperität. Herausragendes Beispiel ist die Firma Wanzl, die heute jährlich 1,4 Millionen Einkaufswagen produziert und weltweit vertreibt.

Die Ausweisung von Wohnbauflächen, die Ansiedlung von Gewerbe- und Industrie sorgen zusammen mit der verkehrsgünstigen Lage für ein gesundes Wachstum. Leipheim hat heute fast 7.000 Einwohner und bildet zusammen mit der naheliegenden Großen Kreisstadt Günzburg ein gemeinsames Oberzentrum. Das altehrwürdige Schloß überragt heute den renovierten und neu gestalteten Schloßhof mit dem Kulturzentrum im Zehntstadel und dem Heimat- und Bauernkriegsmuseum "Blaue Ente". Sichtbar wird unsere Geschichte in unserer Altstadt mit Mauern und Türmen, dem Spital und der gotischen St. Veitskirche. Auch drumherum gibt es auf den Rad- und Wanderwegen in den Donauauen und im Donaumoos einiges zu erleben.